Die «Botta-Kirche» in Mogno

Als neuste Ausgabe unserer Artikelreihe "Aus Passion für Immobilien, haben wir im Hinblick auf das bevorstehende Osterfest die Kirche San Giovanni Battista von Mario Botta gewählt. Vielleicht besuchen Sie über die Ostertage das Tessin? Ein Besuch im Maggiatal lohnt sich auf jeden Fall.

Ein modernes Gotteshaus im malerischen Maggiatal

 

Mogno, eine Ortschaft, die im Winter als Skigebiet dient und im Sommer zum Wandern einlädt, ist ein ruhiger Ort bestehend aus verstreuten Rustici, einer alten Wassermühle und einem Kornspeicher.  

Ein schräg abgeschnittener, gestreifter Zylinder aus Peccia-Marmor und Granit aus dem Maggiatal sticht dem Besucher des kleinen Dorfes besonders ins Auge. Es handelt sich um ein Werk des Tessiner Architekten Mario Botta. 

 

Vorgeschichte

 

Am 25. April 1986 hatte ein Unglück das kleine Dorf Mogno heimgesucht. An diesem Tag ging morgens kurz nach 7 Uhr eine Lawine nieder und riss die alte Kirche aus dem 17. Jahrhundert mitsamt einem Dutzend anderer Häuser mit sich. Glücklicherweise waren keine Opfer zu beklagen, weil das Dorf praktisch unbewohnt war. Ein Komitee zur Koordination des Wiederaufbaus des malerischen Dorfes wurde gegründet, das den bekannten Tessiner Architekten Mario Botta mit der Planung einer neuen Kirche beauftragte. Nach einer Bauzeit von vier Jahren wurde die «Chiesa di San Giovanni Battista» 1996 eingeweiht.

 

Ein besinnlicher Ort mit Ausstrahlung

 

Beim Eintreten in die kleine Kirche ist das Raumerlebnis beeindruckend, entweder nimmt man auf einer der zwei Holzbänke Platz oder man setzt sich in die seitlichen Nischen. Sofort ist man ergriffen von der Stille und dem Licht, dass das Gotteshaus mit seiner Glasdach-Konstruktion erfüllt. Je nach Tageszeit vermag die abgeschrägte Stahl/Glas Konstruktion durch die unterschiedliche Sonneneinstrahlung den Kirchenraum ganz neu zu beleuchten. Die aus Marmor in farblich abwechselnd gehaltenen Elemente sind entweder umlaufend in Streifen oder schachbrettartig angeordnet und geben dem Erscheinungsbild eine erhabene und zugleich heitere Erscheinung.

Bottas Kirche wirkt trotz der Massivität des Marmorbaus dennoch eher luftig und elegant und vermag durch ihre klare Linienführung und die frei gestalteten Lichträume zu überzeugen. Die Vorliebe für klare Struktur ist dem Vorbild eines der Romanik nachempfundenen Baustils geschuldet. 

 

Monumental was aus Ruinen entstanden ist!

 

An die ehemalige Kirche erinnern heute einzig zwei Glocken. Botta hat sie geschickt in die Komposition des Daches integriert. Ein stufenförmiges Wasserspiel verbindet das Dach mit dem Boden und dient als Entwässerungsrinne für den Regen. Es scheint, als würde der Bau seine wehrhafte Seite dem Lawinenberg entgegenstrecken. Der Vorplatz der Kirche wird durch einen grosszügigen halbrunden Steinplatz mit Steinsitzplatz entlang den Wänden gehalten.

 

Unser Fazit ist, dass Architektur nicht vor starken Zeichen zurückschrecken sollte. Man sollte nicht schwarz/weiss malen, sondern auch das Licht im Schatten sehen. Wenn auch ein Unglück den Bau des Gotteshauses notwendig machte, hat Mario Botta mit seiner Kirche eine Allegorie für einen standhaften «Fels» künftig hoffentlich nicht mehr kommender Brandungen gesetzt.

 

Mit diesem Artikel wünschen wir Ihnen eine besinnliche Karwoche und frohe Ostern. (AB 2022)

 

Link zu einer SRF Sendung über den «Sakral-Architekten» Mario Botta:

Architekt Mario Botta - Mario, der Baumeister – Vermittler zwischen Himmel und Erde - Kultur - SRF

 

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